Wien (PK) – Die Zentralmatura wird ab 2017 auch an Schulen für Berufstätige eingeführt. Dies beschloss der Nationalrat mit einer Novelle zum Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige, Kollegs und Vorbereitungslehrgänge sowie zum Berufsreifeprüfungsgesetz mehrheitlich. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens gewährleiste eine bestmögliche Abstimmung der neuen Maturaform zwischen den Schulstandorten für Berufstätige und jenen für Berufsreifprüfungen, teilte Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hoseck in der Debatte mit. Die Ministerin begrüßte es ausdrücklich, dass ab 2017 gleiche Standards auch für SchülerInnen gelten werden, die sich berufsbegleitend auf die Matura vorbereiten.

Kritische Stimmen aus der Opposition

In der Debatte setzte die Opposition ihre kritische Auseinandersetzung mit der Bildungspolitik fort: 25% bis 30% der SchulabsolventInnen könnten nach neun Jahren Unterricht nicht sinnerfassend lesen, klagte etwa Peter Wurm (F), der nicht nur dringend notwendige Verbesserungen in der Bildungspolitik vermisste, sondern Rückschritte registrierte. In der Bildungspolitik stünden nicht die jungen Menschen, sondern andere Interessen im Mittelpunkt, lautete Wurms Befund. In einem – bei der Abstimmung mehrheitlich abgelehnten – Entschließungsantrag seiner Fraktion beantragte der Redner Teilprüfungen, um es jenen 10% oder 4000 bis 5000 SchülerInnen, die alljährlich beim ersten Matura-Prüfungstermin scheitern, zu ermöglichen, ihre Nachmatura nicht erst im September/Oktober, sondern schon vor dem Sommer zu absolvieren. Die jungen Menschen sollen im Herbst ohne Verzögerung in das Berufsleben einsteigen können, argumentierte Wurm.

Robert Lugar (T) kritisierte nicht die in der vorangegangen Debatte angesprochene Höhe der Ausgaben für Beratungsleistungen im Bildungsressort, sondern die mangelnde Bereitschaft der Ministerin, Konsequenzen aus der Beratung zu ziehen. Die Mehrzahl der Eltern sei etwa gegen das „Gendern“ und gegen eine zu frühe Sexualisierung ihrer Kinder – die Ministerin trage dem aber nicht Rechnung. Die Bildungsministerin moderiere den Stillstand und entziehe sich jeder Diskussion. Vor allem aber vermisste Robert Lugar Fortschritte in der Bildungspolitik.

Junge Menschen brauchen Unterstützung bei der Ausbildung und bekannte sich nachdrücklich dazu, Jugendliche – etwa mit Jobcoaching – auf ihrem Ausbildungsweg zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich weiterhin die niedrigste in Europa bleibt. Bei der Einführung der standardisierten Reifeprüfung werden die Besonderheiten berufsbegleitender Schulen berücksichtigt. Mit Modularisierung und spezieller Termingestaltung werde den enormen Herausforderungen Rechnung getragen, die diese SchülerInnen auf ihrem Weg zur Matura bewältigen müssen.

Es sei sinnvoll, die Zentralmatura auch bei der Berufsreifeprüfung einzuführen, sagte Asdin El Habbassi (V) und unterstrich die Ziele der standardisierten Reifeprüfung. Weiters riet El Habbassi dazu, die Schulpartnerschaft ernst zu nehmen und die Möglichkeit zu nutzen, Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen bei Reformen besser „mitzunehmen“. Denn es gebe viel zu tun, etwa bei der Vorbereitung der jungen Menschen auf die Digitalisierung der Arbeitswelt. Eine Lanze brach der Abgeordnete auch für die Einrichtung von Schülerparlamenten.

Harald Walser (G) kündigte die Zustimmung seiner Fraktion an und erinnerte daran, dass die Zentralmatura im Nationalrat mit Ausnahme einer Fraktion unbestritten war. Pannen bei der Einführung führte Walser auf parteipolitische Postenbesetzungen im Bundesinstitut für Bildungsforschung zurück und sah an dieser Stelle die beiden Regierungsparteien gefordert. Klagen führte der Bildungssprecher der Grünen über Tendenzen zur Verbürokratisierung der Schulen, vor allem bei den Beurteilungskriterien. „Weniger Deskriptoren und mehr individuelle Möglichkeiten für LehrerInnen“, forderte Walser, der sich auch für eine Modularisierung des Schulwesens aussprach.

Bildungstrend lebenslanges Lernen

Die Vermittlung einheitlicher Grundkompetenzen für alle MaturantInnen und die Berücksichtigung der Besonderheiten des berufsbildenden Schulsystems begrüßte Andrea Gessl-Ranftl (S). Wichtig sei es auch, die Zahl der MaturantInnen in Österreich zu vergrößern. Ähnlich äußerte sich Manfred Hofinger (V), der einen Trend zum lebenslanges Lernen registrierte, den Prozentsatz an MaturantInnen erhöhen und die Lehre mit Matura forcieren will, was keineswegs bedeute, die Lehrausbildung geringzuschätzen. Die Umsetzung der Zentralmatura beurteilte der Redner, der sich selbst als ursprünglichen Skeptiker outete, positiv. Mehr Akzente will Hofinger künftig in der Erwachsenenbildung setzen, weil die Matura auf dem Arbeitsmarkt immer wichtiger werde. (Fortsetzung Nationalrat) fru

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